„Ich sehe Dich“ – Warum unser Bedürfnis nach Anerkennung so tief geht
- Stefanie Evita Ibrahim
- 2. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Juni

Es gibt dieses leise, manchmal kaum greifbare Sehnen in uns: das Bedürfnis, gesehen zu werden. Nicht für das, was wir leisten. Nicht für das, was wir darstellen. Sondern in dem, was wir sind. Ganz pur, ganz menschlich.
Vielleicht kennst Du diesen Wunsch – dass jemand wirklich hinsieht. Dass jemand Dich meint. Nicht nur ein wohlwollendes Nicken. Sondern ein echtes Spüren: Ich werde wahrgenommen. Ich bin gemeint. Ich bin willkommen.
Dieses Gesehen-Werden ist kein Luxus. Kein Bonus fürs Brave-Sein. Kein Beweis, dass wir „gut genug“ sind. Sondern ein tief verankertes psychisches Grundbedürfnis – so essenziell wie Nahrung oder Schutz es auf körperlicher Ebene sind.
Wenn dieses Bedürfnis unerfüllt bleibt
Vor allem in unserer frühen Kindheit sind wir auf Resonanz angewiesen. Wir brauchen Spiegel. Menschen, die uns mit ihren Blicken, Worten und Reaktionen sagen: „Du bist richtig.“ Wenn diese Spiegel fehlen oder verzerrt sind – weil Eltern emotional nicht präsent waren, mit sich selbst überfordert oder überkritisch –, entsteht eine innere Leerstelle, die sich später oft schwer fassen lässt.
Als Kinder ziehen wir daraus nicht den Schluss: „Mama oder Papa sind überfordert.“ Sondern: „Mit mir stimmt etwas nicht.“ So entstehen tief verwurzelte Glaubenssätze wie:
„Ich bin nur dann etwas wert, wenn ich funktioniere.“
„Ich darf keine Fehler machen.“
„Ich bin zu viel – oder nicht genug.“
„Ich muss mich anpassen, um geliebt zu werden.“
Strategien, die schützen – und später im Weg stehen
Was Kinder in solchen Situationen entwickeln, sind keine „schlechten Eigenschaften“. Es sind Strategien, um mit einem Mangel zurechtzukommen. Diese Strategien waren klug. Sie haben uns geholfen. Aber sie nehmen uns als Erwachsene oft die Luft zum Atmen:
Wir strengen uns übermäßig an, um Anerkennung zu verdienen.
Wir funktionieren, obwohl wir innerlich erschöpft sind.
Wir passen uns an – so sehr, dass wir uns selbst kaum noch spüren.
Wir fühlen uns abhängig von der Rückmeldung anderer.
Oder wir halten andere auf Abstand, weil Nähe uns verletzlich macht.
All das sind Hinweise darauf, dass in uns ein Anteil noch immer wartet: endlich gesehen zu werden.
Was systemische Therapie hier bewirken kann
Die systemische Therapie, mit der ich schwerpunktmäßig arbeite, geht davon aus, dass unsere heutigen inneren Muster nicht „falsch“ sind, sondern Sinn gemacht haben – in einem bestimmten Kontext. Deshalb arbeiten wir nicht gegen Deine Schutzstrategien, sondern mit ihnen. Wir würdigen, wofür sie einmal wichtig waren – und schauen gemeinsam, ob es heute neue, passendere Wege für Dich geben kann.
In der therapeutischen Arbeit entsteht ein Raum, in dem Du mit allem da sein darfst – auch mit den Anteilen, die sich oft verstecken. Durch Methoden wie Arbeit mit dem inneren Kind, Genogrammarbeit, Figurenaufstellungen, Ressourcenaktivierung und Reflexion von Beziehungsmustern schauen wir gemeinsam auf Fragen wie:
Wann hast Du begonnen, Dich nicht mehr zu zeigen?
Wem wolltest Du genügen – und um welchen Preis?
Welche Sätze in Dir bestimmen heute noch, wie Du über Dich denkst?
Und: Wie kannst Du Dir heute die Anerkennung geben, die Du damals gebraucht hättest?
Ein neuer Blick auf Dich selbst
In der therapeutischen Arbeit geht es nicht darum, die Vergangenheit zu „reparieren“. Sondern darum, heute andere Geschichten über Dich selbst erzählen zu können. Mit mehr Mitgefühl. Mit mehr innerer Erlaubnis. Mit der Erkenntnis: „Ich war nie falsch. Ich war nur lange nicht gesehen.“
Es ist möglich, dass Du wieder spürst:
Ich darf sein, wie ich bin.
Ich bin nicht falsch, nur weil ich fühle.
Ich bin kein Projekt – sondern ein Mensch mit Geschichte, Würde und Tiefe.
Lass uns gemeinsam hinschauen
Vielleicht berührt Dich dieses Thema, weil Du Dich hier wiederfindest. Weil Du merkst, wie sehr dieses alte Bedürfnis in Dir noch lebt. Ich möchte Dir sagen: Du bist nicht allein. Und Du musst das nicht alleine klären.
Zugleich möchte ich Dir Mut machen: In Dir ist bereits so viel Kraft, Wissen und Potenzial – alles, was Du brauchst, ist der Raum, es zu entdecken.
Gerne begleite ich Dich dabei, Dir selbst wieder näherzukommen. Ich freue mich, Dich kennenzulernen – ganz so, wie Du bist. Jetzt Kontakt aufnehmen.
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