Systemische Therapie einfach erklärt: Darum ist sie erfolgreich
- Stefanie Evita Ibrahim
- 11. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Juni

Die systemische Therapie zählt heute zu den anerkanntesten und wirksamsten Psychotherapieverfahren – und das nicht ohne Grund. Sie nimmt nicht nur den einzelnen Menschen in den Blick, sondern betrachtet auch die Beziehungen, in denen er lebt. Denn unser Denken, Fühlen und Handeln entsteht nie im luftleeren Raum. Es wird geprägt von dem, was uns umgibt: Familie, Partnerschaft, Freundeskreis, Arbeitsteam, gesellschaftliche Einflüsse – unser ganzes Lebenssystem.
Was ist systemische Therapie?
Systemische Therapie geht davon aus, dass Probleme nicht isoliert im Individuum entstehen, sondern im Zusammenhang mit den Beziehungen und Wechselwirkungen innerhalb eines sozialen Systems stehen. Symptome werden nicht als Zeichen einer „Störung“ verstanden, sondern als Ausdruck von etwas, das im System in Bewegung ist oder ins Stocken geraten ist. Die Therapie hilft dabei, neue Perspektiven zu entwickeln, alte Muster zu erkennen und neue Handlungsräume zu eröffnen.
Wie arbeitet systemische Therapie?
Systemische Therapie arbeitet ressourcenorientiert, lösungsfokussiert und auf Augenhöhe. Das bedeutet: Im Mittelpunkt stehen nicht die Defizite, sondern die Fähigkeiten und Potenziale. Als systemische Therapeutin verstehe ich mich als neugierige Begleiterin, die Dich mit gezielten Fragen, systemischen Methoden und manchmal auch unkonventionellen Impulsen dazu einladen will, Deine Situation anders zu betrachten. Oft führt das zu überraschenden Aha-Momenten und neuen Ideen für den Alltag.
Typische Fragen könnten zum Beispiel sein:
„Wann ist das Problem nicht da?"
„Wenn das Problem Worte hätte, was würde es sagen?"
„Was müsstest Du tun, um das Problem noch zu vergrößern?"
„Was würde Deine beste Freundin Dir raten?"
„Wer profitiert vielleicht – unbewusst – davon, dass alles so bleibt, wie es ist?"
„Wie würde Deine Familie reagieren, wenn Du Dich verändern würdest? Wer würde sich darüber am meisten freuen?"
Was macht systemische Therapie so wirksam?
Studien zeigen: Systemische Therapie ist bei einer Vielzahl von psychischen Beschwerden wirksam – von Depressionen über Angststörungen bis hin zu psychosomatischen Symptomen und Beziehungskonflikten. Besonders hilfreich ist sie, wenn es um komplexe Zusammenhänge geht, zum Beispiel in Familien, Partnerschaften oder Teams. Aber auch für Einzelpersonen kann sie eine große Unterstützung sein, gerade wenn es darum geht, innere und äußere Dynamiken besser zu verstehen.
Was viele meiner Klientinnen und Klienten als besonders wohltuend erleben: Die Therapie ist wertschätzend, humorvoll und ermutigend. Es geht nicht um Schuld oder um „richtig" und „falsch", sondern um das Verstehen von Zusammenhängen – und darum, selbst wieder handlungsfähig zu werden.
Für wen ist systemische Therapie geeignet?
Systemische Therapie ist für alle Menschen geeignet, die sich festgefahren fühlen, unter einem bestimmten Problem leiden oder etwas in ihrem Leben verändern möchten. Sie kann sowohl im Einzel- als auch im Paar- oder Familiensetting stattfinden. Gerade in Phasen von Umbrüchen, Konflikten oder Entscheidungsschwierigkeiten bietet sie eine strukturierte und gleichzeitig offene Begleitung. Ich gebe Dir ein Beispiel aus meinem Praxisalltag.
Fallbeispiel
Eine Klientin, ich nenne sie hier Julia, eine 40-jährige Mutter von zwei Kindern, kam zu mir in die Therapie, weil sie und ihr Partner immer wieder in Streit gerieten. Die Kinder waren oft in die Konflikte involviert, was zu zusätzlichen Spannungen führte. Als systemische Therapeutin analysierte ich nicht nur das Verhalten von Julia und ihrem Partner, sondern schaute mir auch die familiären Muster und unbewussten Dynamiken an, die das Konfliktverhalten nähren.
Nach mehreren Sitzungen wurde klar, dass Julia aus ihrer Kindheit bestimmte Konfliktlösungsstrategien übernommen hatte, die in ihrer aktuellen Beziehung nicht funktionieren. Deshalb arbeitete ich mit ihr an neuen Kommunikationstechniken und einem besseren Verständnis der Bedürfnisse ihrer Kinder. Durch die Arbeit an den Beziehungen innerhalb der Familie gelang es im Verlauf der Therapie, die Spannungen wesentlich zu reduzieren und ein gesundes Kommunikationsumfeld zu schaffen.
Fazit
Systemische Therapie bringt in Bewegung, was sich festgefahren hat – mit Neugier, Wertschätzung und einem Blick für das große Ganze. Sie lädt dazu ein, neue Perspektiven einzunehmen, den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern und in Beziehungen wieder mehr Lebendigkeit zu finden.
In meinen Sitzungen bringe ich die Methoden der systemischen Therapie zusammen mit einem feinen Gespür, fachlicher Klarheit und dem Wissen: In jedem von uns steckt bereits die Kraft zur Veränderung.
Wenn auch Du das Gefühl hast, in einem Thema festzuhängen und Dir eine neue Perspektive wünschst, begleite ich Dich gerne. Kontaktiere mich einfach.
Redaktioneller Hinweis: Meine Fallbeispiele basieren stets auf realen Fällen, sind jedoch zum Schutz meiner Klientinnen und Klienten so verfremdet, dass ein Wiedererkennen nicht möglich ist.
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